Homo- und Transsexualität in der Bibel



Wie stehen biblische Texte und die Akzeptanz queerer Personen zueinander? Stimmt es, dass homo- und transidente/-sexuelle Menschen nach den Aussagen in der Bibel „der Mann soll nicht beim Mann liegen“ und „der Mann soll sich nicht wie Frauen kleiden“ als widernatürlich gelten und mit der Todesstrafe zu verurteilen sind? Die Bibel lehrt uns aber auch, dass wir Menschlichkeit und Respekt gegen Jedermann haben sollen. Warum wollen viele Menschen (auch Christen) dies nicht umsetzen? Dabei ist die Aussage im Grundgesetz der Christen, der Bibel, eigentlich klar: Homo-, Inter- und Transsexualität sind gegeben und normal.


Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass durch die ursprünglichen Überlieferungen und den Übersetzungen bis in die Neuzeit immer wieder Probleme auftauchen - Mehrdeutigkeiten der Wörter, gesellchaftliche Einflüsse etc., so dass evt. verwerfliche bzw. widersprüchliche Aussagen auftauchen.

 

So schaut es aus als wenn es queer-feindliche Aussagen in der Bibel gibt. Doch die Bibel ist nicht gegen queere Menschen. Sie übt Kritik gegen das „Treiben“ gewisser Menschen. Diese Menschen sind jedoch offensichtlich nicht homosexuell. Wenn die Texte weitergelesen werden, wird deutlich, dass die Kritik die Menschen trifft, die Homosexualität praktizieren, um andere Menschen zu erniedrigen. Damit wollen diese nur ihre Macht, ihren Reichtum und ihre Gewaltbereitschaft demonstrieren. Es wird eindeutig dieser Machtmissbrauch kritisiert. Die angeführten Texte zeigen, dass dieser Machtmissbrauch als „Kult“ oder Statusbeweis gepflegt wurde. Die Kritik galt nicht individuellen Einzelpersonen, die homosexuelle Partnerschaften pflegten. Parallel wird auch Kritik gegen Prostitution und Inzest etc. geübt. Alle Texte hierzu, im AT wie im NT, stehen auch immer im Bezug mit nichtgläubigen bzw. andersgläubigen Menschen – und dass solche Handlungen nicht übernommen werden soll.

 

Es wird auch oft zitiert, dass sich der Mann nicht wie eine Frau kleiden soll, ebenso die Frau nicht wie ein Mann. Dies bezieht sich aber nicht auf die Bekleidung, sondern auf Kriegsrüstung und Ackergeräte.

Im 1. Mose 37 steht der Bericht über Jakobs Lieblingssohn Josef: „Jakob schenkte ihm einen bunten Leibrock“. Die Erklärung zum bunten Leibrock (in 2. Samuel 13,18) ist: „Mit solchen Gewändern kleideten sich die Töchter der Könige, die noch Jungfrauen waren“. Jakob wusste, dass Josef trans war. Er wusste, dass sein Sohn Josef eigentlich (s)eine Tochter war. Josef war trotzdem respektiert und akzeptiert - außer von seinen Geschwistern. Er(sie) bekam sogar einen besonderen Segen, den Segen für eine Frau – siehe 1. Mose 49,22ff.

Im Buch Mose wird auch eine Frau erwähnt, die offensichtlich lesbisch ist. Im 1. Mose 34,1 steht: "Und Dina, die Tochter Leas, die sie dem Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen." (Elberfelder Studienbibel 2021) Hier ist keine Rede davon, dass Dina zu Freundinnen wollte, um sie zu besuchen oder mit ihnen auf den Markt zu gehen oder sich mit ihnen bei bei einer Kleideranprobe, Musik und Tanz zu amüsieren.

 

Mose und Paulus hatten keine queer-feindlichen Aussagen gemacht, wie dies immer dargestellt wird. Die Aussagen müssen richtig übersetzt und angewandt werden.

 

Es muss auch berücksichtigt werden, dass das damalige Familienbild, auf das man sich heute beruft, v. a. Altersvorsorge war. Die damalige Familie war oft „nur“ reine Zweckgemeinschaft – die Altersvorsorge. Nur von daher kommt die für viele dogmatische Mann-Frau-Ehe.

 

Es gibt noch ein anderes Problem in der Übersetzung der Bibel. Da steht im Schöpfungsbericht: „Gott schuf den Mann“ (Adam) und danach die „Frau“ (Eva). Korrekt muss es aber heißen: „Gott schuf männlich und weiblich“. Gott selbst bezeichnet sich als „das was ich bin“. Er gibt sich auch selbst einen Kosenamen für uns Menschen: „Abba“. Dieses „Abba“, heißt nicht nur Väterchen sondern auch Mütterchen. Das ergibt eine komplett neue Sichtweise auf seine Person. Wenn nun Gott männlich wie weiblich ist, er die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, was nach seiner Aussage „sehr gut“ war, dann ist es auch nur natürlich, dass sich Männer weiblich und Frauen männlich bzw. Menschen non-binär sehen.

 

Es ist auch natürlich, dass Menschen als Intergeschlechtliche (Zwitter, biblisch oft auch als Eunuch benannt) geboren werden. Niemand darf ihnen eine Identität (Frau oder Mann) vorgeben. In ca. 90 % solcher Maßnahmen hat dies fatale Folgen: Angepasst operierte oder w/m zugeordnete Menschen leiden zeitlebens unter psychischen Belastungen. Die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Aufhebung der Reduzierung auf „Frau“ und „Mann“ war somit schon seit Jahrtausenden überfällig.

 

Das Beste ist, alle Menschen gleichwertig zu sehen und zu akzeptieren. Das ist auch die Forderung der Bibel an alle Christinnen und Christen.  

 

Christ*innen* können und dürfen homosexuell, trans*, intergeschlechtlich sein. Das ist (biblische) „Normalität“. Niemand darf aus der Bibel Einzelzitate herauslösen, um mit diesen Bruchstücken eine willkürlich veränderte gesellschaftliche Norm zu manifestieren. Niemand darf mit willkürlichen Auslegungen Betroffene diskriminieren und diskreditieren. Jesus lehrt, Zitate immer im Zusammenhang zu sehen, zu werten.

 

 
Übrigens: Auch der Koran lehnt Homo- oder Transsexualität nirgends ab.

 

 

 

 
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